Donnerstag, 17. November 2016

Der Tod in Venedig - Thomas Mann

"Was er suchte, war das Fremdartige und Bezuglose, welches jedoch rasch zu erreichen wäre, und so nahm er Aufenthalt auf einer seit einigen Jahren gerühmten Insel der Adria, unfern der istrischen Küste gelegen, mit farbig zerlumptem, in wildfremden Lauten redendem Landvolk und schön zerrissenen Klippenpartien dort, wo das Meer offen war." - S. 31


Thomas Mann hat mich schon vor zwei Jahren mit seinem Roman "Die Buddenbrooks" in den Bann gezogen. Mit seiner detailgetreuen Schilderung der Umgebung in seinen Romanen, malt er ein Bild in die Köpfe der Leser, wie kein anderer. Ich bin begeistert von diesem Schriftsteller!

Buchrücken:
"Man denke sich den folgenden dichterischen Charakter. Ein Mann, edel und leidenschaftlich, aber auf irgendeine Weise gezeichnet und in seinem Gemüt eine dunkle Ausnahme unter den Regelrechten ... vornehm als Ausnahme, aber unvornehm als Leidender, einsam, ausgeschlossen vom Glücke, von der Bummelei des Glücks und ganz und gar auf die Leistung gestellt." Was Thomas Mann 1907 noch auf Shakespeares "Othello" bezog, gestaltete er selbst vier Jahre später in dieser "Novelle gewagten, wenn nicht unmöglichen Gegenstandes", vom plötzlichen "Einbruch der Leidenschaft" in einen homoerotisch verlangten Menschen. Der nicht mehr junge Schriftsteller Gustav Aschenbach - mit den Gesichtszügen Gustav Mahlers - entdeckt für sich am Lido des schwülwarmen Venedig die Gestalt des apollinisch schönen Knaben Tadzio und strebt in seinen Gedanken zu ihm, steigert sich in seinen Gedanken zu ihm, steigert sich in eine unerfüllbare Liebe und verspielt damit, nach einem Wort von Heinrich Mann, "was ihm das wünschenswerteste schien".


Gelesen Oktober 2016

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/95/Thomas_Mann_1929.jpg

Der deutsche Schriftsteller Paul Thomas Mann (1875-1955) war einer der berühmtesten Erzähler des 20. Jahrhunderts entstammte der angesehenen Lübecker Patrizier- und Kaufmannsfamilie Mann.
Sein erster Roman erschien im Jahre 1901: "Die Buddenbrooks". Zahlreiche Novellen folgten (unter anderem auch "Der Tod in Venedig".)
Weithin Beachtung fanden auch seine Stellungnahmen zu aktuellen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Fragen. Stand er der westlichen Demokratie zunächst skeptisch gegenüber, wandelte er sich zu Beginn der 1920er Jahre zu einem überzeugten Verteidiger der Weimarer Republik. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft emigrierte er 1933 in die Schweiz und 1939 in die USA, deren Staatsbürgerschaft er 1944 annahm.1929 erhielt er den Nobelpreis für Literatur für seinen Roman "Die Boodenbrooks".


Meine Meinung

Mich hat die poetische Sprache dieses Romans verzaubert. Thomas Mann beschreibt unglaublich detailgetreu und schafft es wie kein anderer Autor, mich in den Bann der Erzählung zu ziehen.


Zugegeben, ich musste das erste Kapitel dreimal lesen, um in die Geschichte eintauchen zu können. Das fand ich aber weiter nicht schlimm. Ich finde, manches Mal muss man durchhalten und die Zähne zusammenbeißen bei einer solch anspruchsvollen Lektüre - denn es lohnt sich wirklich!

Ich möchte das Buch gar nicht groß zusammenfassen. Kurz gesagt: Es geht um den schon ins Alter gekommenen Schriftsteller Gustav Aschenbach. Die Arbeit an seinem literarischen Werk hat oberste Priorität, jeder Arbeitstag ist genau durchplant, denn seine Sorge ist groß, dass er das Werk vor seinem Tod nicht beenden könne. Eines Nachts an einer Tram-Haltestelle begegnete er einem mysteriösen Mann, der auch immer wieder im Laufe der Geschichte die Wege Aschenbachs kreuzen wird. Durch diesen Mann wird in Aschenbach wieder die Reiselust geweckt. - Er bricht auf nach Venedig und gönnt sich einen langen Sommerurlaub mit einer Schreibpause.

"Nach Venedig erster Klasse! Sie sind bedient mein Herr!" (...) "Ein glücklich gewähltes Reiseziel! Ah, Venedig! Eine herrliche Stadt! Eine Stadt von unwiderstehlicher Anziehungskraft für den Gebildeten, ihrer Geschichte sowohl wie ihrer gegenwärtigen Reize wegen!" - S. 33

Dort in Venedig begegnet er dem Knaben Tadzio. Ein noch sehr junger und ausgesprochen hübscher Junge. Obwohl es anfangs so aussieht, als fasziniere Tadzio Aschenbach nur auf künstlerischer Weise, zeigt sich im Laufe des Buches, dass Aschenbach wirkliche Gefühle für den Jungen hegte und von dessen Schönheit angezogen wird.

Es hört sich zwar so an, dass Aschenbach zur perversen Gruppe von Männern gehört, man könnte auch meinen, pädophile Züge aufweist, trotzdem kommt es einem während der Lektüre gar nicht so vor.
Thomas Mann nannte seine Novelle auch "die Tragödie einer Entwürdigung". - Obwohl er die Distanz zum Jungen wahrte, machte ihn die Verliebtheit und Entzückung zum alten Mann ohne Würde.

Meine Bewertung







Mit diesen 5 Kapiteln schaffte Thomas Mann ein Werk, welches mich sprachlich faszinierte. Sein Roman "Der Zauberberg" steht nun auch auf meiner to-read-Liste und wird sicher bald in mein Bücherregal einziehen!


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Genre: Novelle
Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag
Seiten: 139
Preis: € 7,20 (A) , € 6,95 (D)
ISBN: 978-3-596-11266-1

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