Mittwoch, 28. Dezember 2016

Ein ganzes Leben - Robert Seethaler

"Manchmal war es etwas einsam hier oben, aber er betrachtete seine Einsamkeit nicht als Makel. Er hatte niemanden, doch er hatte alles, was er brauchte, und das war genug."        - S. 166


Klappentext:
Als Andreas Egger in das Tal kommt, in dem er sein Leben verbringen wird, ist er vier Jahre alt, ungefähr - so genau weiß das keiner. Der Bauer Kranzstocker nimmt ihn widerwillig bei sich auf, und Egger wächst zu einem gestandenen Hilfsknecht heran, dem von seiner eigenen Herkunft nur ein vages Gefühl der Wärme geblieben ist. Als junger Mann schließt er sich einem Arbeitstrupp an, der eine der ersten Bergbahnen baut und mit der Elektrizität auch das Licht und den Lärm in das Tal bringt. Dann kommt der Tag, an dem vor seinen Augen der alte Hörnerhannes dem Tod von der Schippe springt und Egger zum ersten Mal vor Marie steht, der Liebe seines Lebens, die er jedoch bald wieder verlieren wird. Erst viele Jahre später, als die Welt längst eine andere geworden ist und Egger seinen letzten Weg geht, wird sie noch einmal bei ihm sein. Versöhnt und staunend blickt Egger, über den die Zeit hinweggegangen ist, auf die Jahre, die hinter ihm liegen.


Gelesen Dezember 2016

Meine Meinung

Auch wenn der Klappentext den Inhalt dieses Büchleins mehr oder weniger verrät, bleibt die Spannung beim Lesen nicht aus. Seethaler katapultiert seine Leser regelrecht in die raue Bergwelt Österreichs und ins 20. Jahrhundert. Seethaler braucht nicht viel drum herum zu schreiben, er brilliert mit seiner Art, eine Geschichte zu erzählen, und kommt auf den Punkt.

Der Einstieg fiel mir überraschend leicht, und ich blieb an der Geschichte wahrlich hängen. Es ist schon lange her, dass ich mich so in ein Buch vertiefen konnte, bei dem ich die Umgebung um mich herum total vergaß. In nur drei Stunden war ich durch - doch die Geschichte wirkte noch einige Zeit nach.

Der Protagonist Andreas Egger ist nicht die einfachste Persönlichkeit, doch trotzdem habe ich ihn sofort ins Herz geschlossen. Ein Mann, der für die Berge lebt, so scheint es. Ein stiller Mensch, der über viel Kluges nachdenkt, und nur wenig Dummes sagt. Einer, dem man etwas mehr Glück im Leben gönnen würde.

Fasziniert hat mich die Beschreibung der Berge. Ich wollte sofort dort sein, und malte mir aus, wie es mir ergehen würde, wenn ich durch meter-hohe Schneelandschaften stapfen müsste.
... Ich bin im Hügelland aufgewachsen, jedoch findet man in meiner Gegend mehr Ebenen als Hügel. Ausflüge in die Berge und das Ski-Fahren finde ich sehr schön. Ich genieße diesen Landschaftswechsel. Trotzdem aber habe ich großen Respekt vor den Bergen. Ich fühle mich klein, und wünsche mich schon bald zurück ins vertraute Flachland.
Von Menschen, die in den Bergen aufgewachsen sind, höre ich immer wieder, dass sie ohne diese nicht leben könnten; dass sie ein Teil von ihnen sind. Ich würde ja so etwas nie von den flachen Ebenen hier bei mir sagen. Deshalb bin ich der festen Überzeugung, dass die Berge etwas ganz besonderes sind. Robert Seethaler stellt das auch sehr gut in seinem Roman dar.

Meine Bewertung






Robert Seethaler hat den Weg in mein Literaturherz gefunden und wird dort auch bleiben. Ganz leise und ohne viel Wirbel zu verbreiten hat "Ein ganzes Leben" einen Platz bei meinen Lieblingsbüchern gefunden.

5 Kirschen sind fast zu wenig, um dieses Buch zu bewerten. Ich danke Robert Seethaler, dass ich mich seit langem wieder einmal "wegbeamen" konnte. Denn nur gute Bücher schaffen das. Und ich will mehr von solch guten Büchern! "Der Trafikant" und "Jetzt wirds ernst" ist schon bestellt und wird mir 2017 versüßen.


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Genre: Roman
Verlag: GOLDMANN
Seiten: 185
Preis: € 10,30 (A) , € 9,99 (D)
ISBN: 978-3-442-48291-7

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