Samstag, 7. Januar 2017

Cox oder Der Lauf Der Zeit - Christoph Ransmayr

"Nichts, kein Werk und kein Ding, sagte Kiang, sollte vor seiner Vollendung den Blick des Allerhöchsten auf sich ziehen. Denn dieser Blick veredelte, vergoldete. Und Vergoldung stand nur dem Vollendeten zu." - S. 88


Buchrücken
Der mächtigste Mann der Welt, Quiánlóng, Kaiser von China, lädt den englischen Automatenbauer und Uhrmacher Alister Cox an seinen Hof. Der Meister aus London soll in der Verbotenen Stadt Uhren bauen, an denen die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Zeiten des Glücks, der Kindheit, der Liebe, auch von Krankheit und Sterben abzulesen sind. Schließlich verlangt Qiánlóng, der gemäß einem seiner zahllosen Titel auch alleiniger Herr über die Zeit ist, eine Uhr zur Messung der Ewigkeit. Cox weiß, dass er diesen ungeheuerlichen Auftrag nicht erfüllen kann, aber verweigert er sich dem Willen des Gottkaisers, droht ihm der Tod. Also macht er sich an die Arbeit.


Gelesen Jänner 2017

Meine Meinung

Das Buch hat mir meine Tante zum Geburtstag geschenkt. Ich kannte den Titel nicht, und vom Autor habe ich noch nie etwas gehört. Es ist eine Neuerscheinung, und auch der Buchrücken präsentierte einen interessanten Inhalt. Trotzdem landete das Buch erstmal auf dem SuB.
Als mir dann aber in den Buchhandlungen das Buch immer wieder unterkam, und ich in mindestens drei Zeitungen Rezensionen und höchste Töne und Empfehlungen dazu gelesen habe, konnte ich nicht mehr warten und musste damit beginnen!

Der Einstieg in die Geschichte viel mir sehr schwer. Vielleicht war ich mit meinen Gedanken noch zu sehr bei "Ein ganzes Leben" von Robert Seethaler. Ein anderer Grund ist ganz sicher, dass Christoph Ransmayr (im Gegensatz zu Robert Seethaler) sehr lange und komplexe Sätze schreibt. Die vielen Einschübe haben meine vollste Konzentration gefordert, und ließen mich nur schleppend vorankommen.

Ab Seite 70 hat sich aber in meinem Kopf ein Schalter umgelegt, und ich konnte den wahnsinnig tollen Erzählstil Ransmayrs endlich genießen und die Seiten flogen nur so dahin!

China - ein für mich sehr weit entferntes Land, nicht nur im geographischen Sinne! Die Kultur ist doch so anders als unsere hier in Europa, und trotzdem hat mich Asien schon immer ein bisschen fasziniert. (Die Disneyproduktion "Mulan" war schon im jungen Alter sehr beliebt bei meiner Cousine und mir!)

Ransmayr hat den wahren James Cox, Uhrmacher und Automatenbauer, in seinem Roman zu Alister Cox gemacht, und um ihn eine zwar fiktive, aber durchaus real wirkende und teilweise magisch schöne Welt geschaffen. Chinas ist zwar einerseits durch die Beschreibung der grausamen Tötungs- und Foltermethoden ein wenig ins dunkle Licht gerückt, jedoch wäre ich nur all zu gern mit von der Partie gewesen.

Zentrales Thema im Buch ist die Zeit. Ganz genau beschrieben wird auch die Arbeit an den Uhrwerken und Automaten - für mich einmal etwas ganz Neues! In der Geschichte dreht sich neben der Zeit auch alles, und mit alles meine ich wirklich alles, um den Kaiser Qiánlóng. Der Herr der Horizonte, der Herr über zehntausend Jahre, der Herr über die Zeit.

Ransmayr schafft mit seinem Erzählstil atemberaubende Bilder in den Köpfen der Leser - die einen auch nicht mehr los assen.

"Dann begann dieser unheimliche Schnee zu fallen. Anfangs taumelten die Flocken nur vereinzelt, wie Verirrte aus einer fernen Jahreszeit, später immer dichter aus dem Himmelsblau und schlossen sich schließlich zu einem, von keinem Blick mehr zu durchdringenden Gestüber, in dem Gassen, Plätze, Pavillons und Paläste verschwanden." - S. 55

Meine Bewertung






Das erste gelesene Buch 2017 wird garantiert auch am Jahresende in 358 Tagen auf diesem Blog unter meinen "Jahreshighlights" stehen.

Christoph Ransmayr ist ein großartiger Autor (und Landsmann, ja ein Österreicher) und wird mir sicher in diesem Jahr nochmal begegnen! :)


Auch du möchtest es lesen?

Genre: Roman
Verlag: S. Fischer
Seiten: 303
Preis: € 22,70 (A) , € 22,- (D)
ISBN: 978-3-10-082951-1

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